Chronik des Lindenhofs

Das Areal des Lindenhofes ist eingebettet in eine wechselvolle Geschichte. Lücken in der Geschichtsschreibung führen dazu, dass hier keine durchgängige Zeitschiene verfolgt werden kann. Vermutlich siedelten schon vorüber 10.000 Jahren erstmalig Menschen hier. Die Bewohner um den Schlachtensee nannten ihre Ansiedlung „Slatdorp“ und die Anwohner an der Krummen Lanke „Krummendorf“.

Der Urgroßvater von Friedrich dem Großen, der Große Kurfürst von Brandenburg Friedrich Wilhelm (1620 – 1688) veranlasste den Bau einer Verbindungsstraße zwischen Berlin und Potsdam. Es ist die heutige Potsdamer Straße. Diese Straße ist Teil des alten Handelsweges zwischen Aachen und Königsberg. Um die Passage über den Schäferberg in Wannsee zu umfahren, veranlasste Friedrich Wilhelm den Bau einer Abkürzung für den König. Dieser Königsweg beginnend in Zehlendorf führt bis zum Stadtrand Potsdams und verkürzte die Reise mit der Kutsche um vier Stunden. Bekannt ist auch, dass Friedrich II. (auch Friedrich der Große oder der Alte Fritz genannt), diesen Königsweg oft passierte und im noch existierenden Reetdachhaus des jetzigen Lindenhofes Rast machte. Er soll hier auf der Ofenbank gesessen haben, um sich aufzuwärmen. Er veranlasste u.a. damals (um 1770) die Besiedlung durch Kolonisten in vielen Gegenden um Berlin. Überlieferungen zufolge, soll Friedrich II. eine Linde gepflanzt haben. Diese habe bis in den 1960er Jahren vor dem sogenannten „Schilfhaus“ in Richtung Königsweg gestanden.

Später befand sich auf dem Gelände des Königsweges eine Poststation namens „Alter Fritz“.

Daraus wurde dann wieder ein Bauernhof, welcher ca. 1860 „Fröhlichs Hof“ genannt worden ist. Es gab neben dem Bauernhaus, zwei Ställe, zwei kleine Wirtschaftsgebäude und Baracken für Saisonarbeiter. Pferde, Kühe, Schweine und Geflügel wurden aufgezogen.

1930 kam es zur erneuten Umwidmung des Lindenhofes. Nach einem weiteren Besitzerwechsel sollte aus der bestehenden Geflügelfarm und einer Milchwirtschaft ein Ausschank für alkoholfreie Getränke mit Ausschankgarten entstehen. Dies scheint nur kurzzeitig oder nicht zustande gekommen zu sein, denn nach unserem Kenntnisstand befand sich ab 1940 auf dem Lindenhof eine Jugendherberge. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde diese umgewandelt in ein Heim für Flüchtlings- und Waisenkinder. 1953 entstand daraus ein städtisches Kinderheim. Hygienische Missstände und neue pädagogische Erkenntnisse führten zu Neubauten auf dem Lindenhof. Seit 1969 stehen fünf Pavillons für die familienähnliche Betreuung zur Verfügung. 60 Kinder wurden damals von 22 Erziehern betreut.

Inzwischen wird der Lindenhof gemeinsam von socianos Kinder- und Jugendhilfe Berlin sowie der Elterninitiative „Kinderhaus Schlachtensee e.V.“ als Hort genutzt.

Sozialarbeit und Segeln, bzw. jetzt socianos Kinder- und Jugendhilfe Berlin nutzt das Areal seit über fünfzehn Jahren und bietet hier ambulante, teilstationäre und stationäre Hilfen zur Erziehung an.

Bis heute erhalten ist das reetgedeckte Haus „Schilfhaus“ (Haus 6) im Lindenhof und die Ortslage Düppel. Linden gibt es auch noch, wenn sie auch nicht aus der Zeit des Alten Fritz stammen, bestimmen sie doch den Namen und das Flair vom Lindenhof.